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Jacob Kaplan (Hector Noguera) steuert auf die 80 zu. Blickt er zurück, erscheint ihm sein Leben nicht sonderlich inhaltsreich. Das will er auf der Zielgeraden ändern. Gemeinsam mit einem Ex-Polizisten (Néstor Guzzini) macht er deshalb, wir befinden uns Ende der 1990er Jahre, Jagd auf einen Alt-Nazi, der sich in Uruguay versteckt. Im Strandlokal-Betreiber Julius Reich (Rolf Becker) meint er, den Verbrecher zu kennen. Was aber, wenn er irrt?

Der uruguayischen Drehbuchautor und Regisseur überrascht damit, dass er die Geschichte nicht als knallharten Thriller à la „Der Marathon-Mann“ (USA 1976 / Regie: John Schlesinger) serviert, sondern als Tragikomödie mit erstaunlich launigen Momenten. Anfangs überwiegt sogar schrille Komik, wenn Kaplan und sein Kumpel, beide alles andere als topfit, der eine wegen des Alters, der andere wegen schlichter Einfältigkeit, in den Rollen von Amateurdetektiven in einen Schlamassel nach dem anderen geraten. Doch der Ton ändert sich. Denn das Abenteuer des Duos führt auf den Weg der Selbsterkenntnis, und der ist steinig. So wird die Erzählung leiser, verhaltener, gibt manchmal auch Melancholie Raum. Die Story gerät dabei übrigens mehr und mehr zur Nebensache.

Der oft zum Schmunzeln anregende Film, der in Uruguay sehr erfolgreich in den Kinos lief, erweist sich als amüsante zum Nachdenken anregende Auseinandersetzung mit der Schwierigkeit vieler Menschen, sich so anzunehmen, wie sie wirklich sind. Da darf’s denn am Ende auch etwas sentimental werden. Ist ja gar nicht so einfach, sich selbst zu lieben.

Peter Claus

Bilder: Neue Visionen

Señor Kaplan, von Alvaro Brechner  (Uruguay/ Spanien/ Deutschland 2014)