Mannsbilder à la Hollywood sind stark, mutig, selbstbewusst. Ausnahmen bestätigen lediglich die Regel. Der deutsche Autor und Regisseur Paul Florian Müller stemmt sich jetzt gegen allerlei Regeln und vor allem gegen Klischees. Und siehe da: Er verhebt sich nicht, ganz im Gegenteil.

Wann gab’s eigentlich die letzte gute deutsche Krimiparodie im Kino? „Müllers Büro“ kam vor 30 Jahren in die Kinos. Und war eine österreichische Produktion. „Agatha, lass das Morden sein!“ erschien vor 66 Jahren. Den damaligen Gepflogenheiten des bundesdeutschen Kinos entsprechend, passt eher das Etikett „Lustspiel“. Jetzt also eine clevere Kriminalkomödie made in Germany.

Zwei Männer müssen da allerlei Schauriges durchleiden: Valentin (Wotan Wilke Möhring) und Theo (Fabian Busch). Die Beiden tappen vor allem in jene Fallen, die einem die Eitelkeit und Selbstverliebtheit so stellt. Sie tappen rein, stolpern und kommen zu Fall. Das auch, weil ihnen so einiges an weiblicher Intelligenz in die Quere kommt. Jedoch: der Film spielt die Geschlechter nicht gegeneinander aus. Also zeigt er, dass auch bei den Frauen nach der Selbstüberschätzung häufig ein Absturz folgt. Mörli (Claudia Eisiger) und Katja (Pheline Roggen), die Widersacherinnen von Valentin und Theo, die das erleben, tragen so einige Blessuren davon …

Die Story en détail? Vorab sollte sie nicht verraten werden. Wer im Vorhinein zu viel weiß, verdirbt sich den Spaß an der gelungenen Genreparodie. Und der Spaß ist groß. Spielfilm-Regie-Debütant Paul Florian Müller hat sich eine schön schräge und herrlich verschachtelte Geschichte ausgedacht. Und er hat diese Geschichte kunstvoll in Szene gesetzt. Wer sich auskennt, kann so manche Anspielung auf Kino-Klassiker entdecken, zum Beispiel „Tote schlafen fest“ oder „Immer Ärger mit Harry“. Erzählmuster von Erfolgsautoren wie Agatha Christie, Raymond Chandler und Dashiell Hammett werden persifliert. Was man nicht erkennen muss, um sein Vergnügen zu haben. Auch wer die Anspielungen nicht entdeckt, amüsiert sich.

Die Schauspieler agieren durchaus überzogen, bleiben dabei aber „auf dem Teppich“, geben den Figuren also immer auch Momente, die handfest und real anmuten. Es wird verrückt im schönsten Wortsinn, aber nie so verrückt, dass man nur noch den Kopf schüttelt, nie albern. Wobei es übrigens keine schockierenden Gewaltszenen gibt. Der Horror entsteht in den Köpfen der Zuschauer. Denn Paul Florian Müller nimmt uns ernst. Das gibt dem Spaß Güte.

Peter Claus

Bild Camino Film

Sex & Crime, von Paul Florian Müller      (Deutschland 2016)