Marco Kreuzpaintner, dessen „Sommergewitter“ und „Krabat“ in bester Erinnerung sind, gelingt Erstaunliches: Er schafft es tatsächlich weit, sehr weit, unter das übliche Niveau miefiger deutscher Möchtegernkomödien von Stammtischformat zu rutschen. Leider!

Anna (Jessica Schwarz) und Sam (Tom Beck) sind Berliner Witzfiguren nach Schema F. Die Ärztin und der Werbetexter erfüllen alle Klischees, die Otto Normalverbraucher und Co. mit dem Leben im Szeneviertel Prenzlauer Berg verbinden: vegan, stinkreich, dämlich. Weil sie sich selbst auf den Öko-Keks gehen (warum eigentlich?), landen sie in einem Dorf. Dort soll alles besser werden. Was natürlich nicht klappt. Denn das Dorf wird nicht von Deppen, nein es wird von Debilen bevölkert. Ach ja, einen Alibi-Schwulen gibt’s natürlich auch in dieser hippen Comedy …

Fern von Esprit dümpelt das unausgegorene Nichts an Story vor sich hin. Die Dialoge erreichen auf einen Witzskala von 1 bis 10 allenfalls minus 3. Handlungsumschwünge (wieso liebt Landhasser Sam plötzlich das Land?) sind meist unglaubwürdig. Nahezu alle Figuren muten unsymphathisch an und man fragt sich, wieso Kreuzpaintner und Team einen Film über Menschen drehen, die sie offenbar widerwärtig finden. Wenn’s unter die Gürtellinie geht, und es geht oft unter die Gürtellinie, wird’s schmuddelig und verklemmt. Die Tatsache, dass Tom Beck oft, sehr oft, entblößt durch die Szene hüpft, sorgt keinesfalls für erotischen Pepp. Ein nackter Mann (und im Film gibt’s noch einen zweiten, der ist sogar dauernackt) ist nun mal nicht abendfüllend (zwei sind’s auch nicht!). Total-Tiefpunkt: ein Striptease im Kuhstall. Nichts da mit Augenzwinkern oder gar künstlerischer Überhöhung. Man sitzt im Kino, und man schämt sich. Man schämt sich angesichts dessen, was man sieht, und man schämt sich, dass tolle Schauspieler, wie Jessica Schwarz, Christine Schorn und Uwe Ochsenknecht sich für das Unternehmen hergegeben haben.

Wenigstens Romantik? Pustekuchen! Zwischen Jessica Schwarz und Tom Beck funkt nichts. Die Liebe von Anna und Sam wird behauptet, spürbar wird sie nie. Dafür bekommt das Publikum am Ende so was wie eine Moral geliefert, hübsch verpackt und gaaanz simpel. Zum Glück vergisst man die so schnell wie den Ärger angesichts des Unsinns.

Peter Claus

Bilder: © Warner Bros. Pictures Germany

Stadtlandliebe, von Marco Kreuzpaintner (Deutschland 2016)