Jesse Owens war zweifellos einer der begnadetsten Sportler des 20. Jahrhunderts. Auf jeden Fall war er als Medaillen sammelnder Leichtathlet der Star der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Was Hitler toben ließ. Denn Owens war schwarzer Hautfarbe und taugte nicht als Vorzeigefigur für die wahnsinnige deutsche Ideologie.

Genau davon erzählt der Film, auch davon, dass Owens überlegt hat, ob er überhaupt nach Deutschland fahren solle. Der Film erzählt so gut wie nichts davon, wie Owens in seinem Heimatland, in den USA behandelt wurde: als „Nigger“, als Mensch zweiter Klasse, der zur Siegesfeier der US-amerikanischen Mannschaft in einem Luxushotel den Warenaufzug nehmen musste, den der US-Präsident nicht zur Gratulation ins Weiße Haus nach Washington eingeladen hat, denn das hätte ihn Wählerstimmen kosten können.

Immerhin: In der straff und nach konventionellen Regeln clever gebauten Story wird einmal die Frage gestellt, ob es sich die USA, im Banne dessen, was sie selbst bieten, überhaupt erlauben dürften, den so genannten Rassenwahn in anderen Ländern zu kritisieren. Der Film bindet das in den Blick auf die Vergangenheit ein. Jeder intelligente Zuschauer richtet die Frage natürlich sofort auf die Gegenwart. Da hat der Film ein Verdienst. Ein wirklich guter Film über Jesse Owens steht weiterhin aus.

Peter Claus

Bilder:

Zeit für Legenden, von Stephen Hopkins (Kanada / Deutschland 2016)