Doch, ich bin schon zufrieden mit meinem Leben. Damals, in der DDR, und heute eigentlich auch. Ist mir auch nicht peinlich, wirklich nicht. Klar, meine Fahrzeuge sind schon etwas anders jetzt, die Reiseziele auch. Das ist ganz schön und macht auch Spaß, aber es ist nicht das Wichtigste. Ich kam doch gut zurecht damals. Sicher durch diese Fernsehsache hatte ich ein paar Privilegien. Ich war bekannt und musste mich nicht krumm legen für ein neues Auto. Ich kam viel rum bei den Leuten und wusste ziemlich genau, wovon sie träumen. Aber ich habe es für mich behalten. Klar, manchmal habe ich Werbung gemacht für den Staat, Leipziger Messe zum Beispiel. Aber ich habe niemanden geschadet. Und alles war ja wirklich nicht schlecht. Ich war zum Beispiel ein paar Mal in so einem Pionierlager. Das hat nicht viel gekostet und es wurde eine Menge geboten. Sicher, es gab auch den Fahnenappell mit blauen Wimpeln und dem ganzen Kram. Aber wenn die Kinder für wenig Geld dort zwei, drei Wochen toben konnten, dann war das doch okay.

Klar, diese Sachen, die ich so gemacht habe, wie viele meiner Kollegen, haben die Leute irgendwie abgelenkt. Aber wenn ich sehe, was das Fernsehen heute so anbietet, auch für Kinder, da habe ich wirklich nicht das Gefühl, ich müsste mich bei irgend jemanden entschuldigen oder mich schämen. Und die Menschen haben uns doch wirklich gemocht, die konnte doch niemand dazu zwingen. Zu Hause haben die doch gemacht, was sie wollten.

Logisch, im Job konnte ich nicht machen, was ich wollte. Aber sie haben mir auch nicht allzu viel reingeredet. Manchmal habe ich mir eben so was in Russisch drauf geschrieben oder ein DDR-Emblem gemalt, das reichte. Und es hat mein Ding ja nicht schlechter gemacht. Und die Kollegen, die ich hatte, die Leute, die mit mir gearbeitet haben, die waren richtig gut, wirklich. Aber ich muss auch zugeben, wir hatten schon bessere Arbeitsbedingungen als viele andere in der DDR, das war schon irgendwie eine Ausnahmesituation. Es gab ja diesen alten Witz, von den DDR-Ökonomen in der Sahara, wo dann der Sand knapp wird. Den fand ich immer besonders lustig. Aber unser Problem war das nicht, echt.

Die Wende war erst ein bisschen aufregend, aber dann ging es doch gut weiter. Erst wollten sie uns abwickeln und haben es auch, zunächst. Aber die von drüben hatten nicht begriffen, wie die Leute hier ticken. Die dachten, alle aus dem Osten wollen jetzt alles aus dem Westen. Sah ja auch ein bisschen so aus, manchmal. Vielleicht haben sie auch gedacht, sie können alles besser, die machten ja auch so was. Aber dann kippte das um, und wir waren wieder gefragt. Der Betrieb war kaputt, aber das Produkt war erfolgreich, da haben sie uns in anderen Betrieben beschäftigt. Denen war das dann egal, die haben sogar darauf gesetzt, dass wir im Osten einen guten Ruf hatten. Nee, politisch war das für mich eigentlich nicht besonders schwer. War ja eigentlich auch nicht politisch, was ich so gemacht habe, nur ein bisschen Zinnober drumrum.

Ja, und jetzt gibt es sogar einen richtigen Kinofilm über mich. Und in Potsdam, im Filmmuseum, da gibt es eine große Ausstellung. Unser Sandmann. Das ist schon schön. Nur, dass ich jetzt so reden muss, das nervt.

Text: Henryk Goldberg