Alfred Chamberlain (Elliott Gould) ist Fotograf. Er fotografiert wortwörtlich Scheiße und heimst dafür Preise ein. Wenn er bei seinen Aufnahmen von Jugendlichen gepflegt aufs Maul bekommt, summt er vor sich hin und lässt es geschehen. Er ist Apathist, nicht Atheist. Bedeutet, ihm geht alles am Allerwertesten vorbei. Nicht nur der Schöpfer ist ihm egal, auch Frauen, Liebe und der Staat. Alfred fühlt nichts mehr, er ist ein Tagträumer. Bis eines Tages Patsy auftaucht, die die auf ihn einschlagende Meute verscheucht und ihn auffordert zu leben, zu lieben und eine Meinung zu haben. Sie will sein Leben nach ihren Vorstellungen umkrempeln. Generell ist die Gesellschaft in „Little Murders“ am kaputt gehen. Die wichtigen Institutionen, auf denen die Gesellschaft fußt, verlieren ihren Anspruch. Die Kirche zieht christliche Werte ins Lächerliche, die Intellektuellen verlieren sich in geistiger Masturbation, Richter nehmen ihre eigene Weltsicht als Grundlage ihres Richtens und die Polizei ist korrupt.

Als Alfred eines Tages blutüberströmt in der U-Bahn steht und kein Mensch Anteil nimmt, ist klar, dass Arkin ein überspitztes anarchisches Bild von New York zeigt. Die einzige Konstante ist am Ende Patsies Familie und der Wahnsinn der Großstadt. Alan Arkin, der eigentlich einer der renomiertesten Nebendarsteller Hollywoods ist (z.B. der alternative Großvater in „Little Miss Sunshine“), adaptierte 1971 Jules Feiffers Theaterstück und schuf einen der merkwürdigsten Filme der 70er Jahre. Getragen von einer so grotesken und schwarzhumorigen Geschichte, aber auch vom genialen Schauspiel aller Akteure. „Little Murders“ ist Alan Arkins einzige große Arbeit als Regisseur. Selten hatte das Kino solch abstruse und brilliant satirische Momente.

Leider wurde der Film nur in den USA auf DVD veröffenlicht und diese DVD ist mittlerweile out of print. Verdammt!

Andre Thaetz


Kleine Morde / Little Murders (USA 1971, Regie: Alan Arkin)

 


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