Schicke Leere

Was gab es nicht schon für wunderbare Ballettfilme, die hintergründig auch die Schattenseiten dieser Kunst beleuchteten?! „Die roten Schuhe“, ein Klassiker von 1948, fällt wohl jedem sofort ein. Auch „The Turning Point“ (1977). „Black Swan“ wird später einmal nicht zu den Titeln gehören, die einem spontan in den Sinn kommen, wenn’s um Tanzfilme geht. Regisseur Darren Aronofsky, der erst jüngst mit „The Wrestler“ als Meister subtiler Psychologisierung begeisterte, enttäuscht hier heftig. Daran ändert auch der Golden Globe als beste Schauspielerin für Natalie Portman nichts. Sie spielt eine junge Frau, die um jeden Preis als Ballerina Erfolg haben will und sich deshalb schlussendlich in einer Wahnwelt verliert. Karrieregeilheit, sexuelles Verlangen, Mutter-Tochter-Clinch, das Ausgeliefertsein einer Frau an Machoallüren – der Film reißt vieles an und führt nichts wirklich packend aus. Dazu kommt, dass eine Flut an Horrorfilmelementen die Handlung fast erstickt. Außerdem ist diese Handlung, wenn es um Ballett geht, nur unlogisch: Was da an Probenarbeit gezeigt wird, kann nie zu einer glanzvollen Premiere führen. Und zum überzogenen Ende gibt es auch noch eine höchst zweifelhafte Botschaft: Wenn Du etwas wirklich willst, opfere alles, selbst Dein Leben. Mit solchem Blödsinn sollte sich Herr Aronofsky einfach nur einsargen lassen, egal, wie kunstvoll er in Spiegelsälen fotografieren lässt, erst recht egal, wie gern er sich an blutenden Füßen von Tänzerinnen ergötzt. Irgendwie stellt sich der Eindruck ein, der gute Mann hasse das Ballett abgrundtief. Dann soll er doch lieber keinen Film drüber machen. Hass ist selten ein guter Ratgeber.

Peter Claus

Black Swan, Darren Aronofsky (USA 2010)

Bilder: Fox