Noch ein Regie-Debüt, diesmal von einem Deutschen, in einer deutsch-albanischen Gemeinschaftsproduktion realisiert: „Der Albaner“. Es geht um Deutschland als Land der Sehnsucht: Jungregisseur Johannes Naber und sein Hauptdarsteller Nik Xhelilaj packen mit Kraft und Charme und Klugheit.

Arben (Nik Xhelilaj) und Etleva (Xhejlane Terbunja) lieben sich. Heimlich. Als Etleva schwanger wird, will ihr Vater sie schnell und reich verheiraten. Arben braucht also Geld. Schließlich will er seine Liebste, und sie will ihn. Er macht sich nach Berlin auf, glaubt, illegal durchzukommen, und schnell genug das nötige Geld zusammen zu kriegen. Man ahnt von Anfang an, dass es so leicht nicht wird, wie erträumt.

Johannes Naber zeigt immer wieder Geld, Geldscheine, die den Besitzer wechseln. Glückliche Menschen zeigt er kaum. Wie auch?! Der Film, der in Januar den Hauptpreis beim Festival um den Max Ophüls Preis bekam, erzählt kein Märchen. Hier geht es hart zu, knallhart. Auch hier: am Ende eine kleine gestalterische Schwäche. Wird bis dahin ein Drama von der Unmöglichkeit des Wahrwerdens von Illusionen erzählt, steuern Drehbuch und Regie dann in Richtung Thriller. Das wirkt doch ein wenig aufgesetzt und unnötig zugespitzt. Die zuvor dominierenden Bilder voller Symbole, montiert in angenehmer Ruhe, bleiben dennoch in Erinnerung und machen das Finale erträglich. Und da ist auch in diesem Fall großartiges Schauspiel zu sehen. Das Ensemble, vom nuanciert agierenden Hauptdarsteller angeführt, läuft wirklich zu Top-Form auf. Was natürlich auch der klugen Leitung der Akteure durch den Regisseur zu danken ist. Man spürt, dass der Regisseur gründlich recherchiert hat und eine Geschichte erzählt, die ihm wirklich am Herzen liegt.

Peter Claus

Der Albaner, Johannes Naber (Deutschland 2010)

Bilder: Zorro Film