Der Eröffnungsfilm des diesjährigen Festivals von Locarno (03. bis 13. August / 64. Ausgabe) geht als Knaller für die Piazza Grande, auf der so acht- bis neuntausend Zuschauer Platz haben, gut durch. Im Kinoalltag wird der Film auch durchgehen, vermutlich aber kaum für lange Zeit ganz oben in den Hit-Listen landen.

Regisseur J. J. Abrams hat den Mut zu einem eigenen Originalstoff. In Zeiten der Massenvermarktung von Bekanntem (und sicheren Profit-Versprechendem) ist ihm das hoch anzurechnen. Er erzählt ein Jugend-Abenteuer, das stark an den Kosmos seines Produzenten Steven Spielberg erinnert, formal auch an dessen Hang zu schön-altmodischem Erzählkino.

Die Story führt in den Sommer 1979: Einige Jugendliche sind begeisterte Amateurfilmer. Eifrig arbeiten sie an einem Zombie-Spektakel. Da sind selbstverständlich auch Nachtdrehs nötig. Doch diese eine Nacht wird zum Horrortrip. Ein Zug entgleist, es kommt zu gewaltigen Explosionen. Die Kinder rennen davon. Doch eine Super-8-Kamera bleibt liegen – und filmt Überraschendes. Am nächsten Tag ist nichts mehr so, wie bisher. Militär taucht auf, es passiert Unheimliches, Tiere verschwinden, Menschen dann auch. Darunter ist ein Mädchen aus der Amateurfilmcrew. Klar, dass ihre Kumpel versuchen, sie zu finden. Klar auch, dass das Abenteuer damit erst richtig beginnt.

J. J. Abrams („Star Trek“) huldigt unverhohlen berühmten Filmen wie „Die unheimliche Begegnung der dritten Art“ und „E. T. – Der Außerirdische“, also Spielberg. Das hat sehr viel Charme, wie auch der Umgang mit einem „Monster“, das erst sehr spät auftaucht und Gewicht bekommt. Klug so. Abrams erzählt ungemein ökonomisch. Der Rhythmus ist perfekt. Und doch: Begeisterung stellt sich nur verhalten ein. Was daran liegt, dass die Story zu ausgedacht anmutet und ausgetüftelt, die Gestaltung zu schick-nostalgisch ist, das Spiel der jugendlichen Akteure zu akkurat. Kurz: ein Reißbrettprodukt.

Peter Claus

Super 8, J. J. Abrams (USA 2011)

Bilder: Paramount