100 Jahre ist es her, dass die „Titanic“ sank, fünfzehn, dass sich der -xte Film zur Katastrophe weltweit als Kassenrenner erwies. Den gibt’s nun (seit 5. April hierzulande) noch einmal, diesmal in 3D. Und da finden sich doch wirklich Rezensenten, die von einem „Klassiker“ schwafeln. Uff?! Keine Ahnung, wie viele Jahre ein Film auf dem Buckel haben sollte, um als Klassiker eingestuft werden zu können, fünfzehn erscheinen mir in jedem Fall zu wenig. Zudem steckt ja auch das Wort „Klasse“ in Klassiker – und „Klasse“, also herausragend, fand und finde ich an diesem Film nichts als die so gigantische wie grandiose Werbestrategie. Der Film selbst: ziemlich kalter Kaffee. Die Musik wabert, die Schauspieler überziehen, es schnulzt und schmalzt ohne Ende. Und, sorry, da bin ich vielleicht etwas engstirnig: Ich kann mich einfach nicht vom grauenvollen Tod unzähliger Menschen, den sich nicht nur Drehbuchautoren haben einfallen lassen, unterhalten lassen.

Regisseur James Cameron und sein Autorenteam bieten nichts, was über den Seufz-und-Schluchz-Faktor im Banne von Rose und Jack (Kate Winslet und Leonardo DiCaprio) hinausgeht. Frühere Filme zum Thema boten entschieden mehr, etwa der deutsche aus dem Jahr 1943 mit Sybille Schmitz in einer der Hauptrollen. Das ist ein Film, den ich wenigstens als Kandidaten für eine Aufnahme in die Reihe der Klassiker betrachte. Allerdings stimmt es da mit den historischen Fakten so gut wie gar nicht. Aber es geht um Fragen menschlichen Versagens im Banne von Profitgier. In diesem Fall, 3D oder nicht, geht es allein um die gänsehautträchtige Illustration eines zugegebenermaßen grandiosen Schmachtfetzens, den von Céline Dion voller Inbrunst gesungenen Pop-Song „My Heart Will Go On“. Wer den „Titanic“-Schauder will, kriegt ihn sofort, wenn er zuhause diesen Song voll aufgedreht aus der Stereoanlage dröhnen lässt. Kinobesuch echt überflüssig.

Peter Claus

Titanic 3D, von James Cameron (USA 1997)

Bilder: Fox