Fluch des Ruhms: es muss immer höher, weiter, schneller, bunter, knalliger, großartiger gehen. Für eine Handvoll Filme ist es Regisseur Quentin Tarantino gelungen, den Eindruck zu erwecken, das sei für ihn ein Kinderspiel. Diesmal nicht. Sein neuer Film mutet erstaunlich konstruiert, belanglos und, das vor allem, schwerfällig an.

Konzipiert als Hommage an das Sub-Genre des Italo-Western, den Tarantino nach eigenem Bekunden liebt wie nichts, ist der Film eher ein Tipp geworden, sich mal wieder eine der berühmten Ballermann-Balladen, etwa „Spiel mir das Lied vom Tod“, anzusehen, denn ein Kunstwerk. Zuviel Liebe ist gelegentlich hinderlich. In diesem Fall war sie’s auf jeden Fall.

Tarantino mixt Western, Blaxploitation und Martial Arts, diverse literarische Verweise bis hin zu den Nibelungen und Krimi-Mustern, Morricone-Sound und Hip-Hop, obendrauf jede Menge Sozialkritik. Die Handlung dreht sich um den Kopfgeldjäger Dr. King Schultz (Christoph Waltz), den Sklaven Django (Jamie Foxx), den Sklavenhalter Big Daddy Bennett (Don Johnson), Djangos Frau Broomhilda (Kerry Washington) und andere. Der Plan zur Befreiung Broomhildas aus der Sklaverei treibt das Geschehen voran. Die findet sich auf dem Anwesen von Calvin Candie (Leonardo DiCaprio), einem sadistischen Kerl reinsten Dreckwassers. Dem dient als durchtriebener Helfershelfer doch tatsächlich ein Sklave, nämlich Stephen (Samuel L. Jackson). Klar also, dass es dauert, ehe das finale Blutbad angerichtet werden kann.

Problem: Es dauert einfach zu lang. Das Hin und Her ließe sich locker um etwa eine Stunde kürzen. Und weniger Blutspritzerei wäre auch ganz angenehm gewesen. Das Zuviel von allem erschlägt einzelne brillante Szenen und nervt irgendwann nur noch. Und dieses Zuviel täuscht auch nicht darüber hinweg, dass die Story klitzeklein ist. Die in mehreren Szenen wirklich starke und deutliche Kritik an der Sklaverei und damit generell an der Unterdrückung von Menschen durch andere Menschen verblasst dabei in ungebührlicher Weise.

Es stellt sich der Eindruck ein, dass weder die Arbeit am Drehbuch noch die am Schnitt wirklich gelungen ist. Die Erzählung holpert, notwendige Gewichtungen fehlen, fast alle Charaktere bleiben Skizzen. Immerhin hat Kameramann Robert Richardson ganze Arbeit geleistet: viele, viele Bilder sind für sich genommen schlichtweg grandios komponiert. So wird der Film denn zur Postkartensammlung aus der Geschichte des Kinos, aus Hollywood, Cinecitta, Hongkong, Paris und Babelsberg.

Peter Claus

Django Unchained, von Quentin Tarantino (USA 2012)

Bilder: Sony Pictures