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Der Berlinale-Erfolgsfilm endlich in den deutschen Kinos. Wer sich mit Anspruch amüsieren lassen will und dabei auch noch einen Kick fürs eigene Leben mitnehmen möchte, sollte diesen Import aus Chile nicht versäumen.

Die Geschichte ist an sich nicht neu, doch in den Details überraschend: Frau, nicht mehr jung, nie wirklich schön gewesen, sucht Kerl. Was die Erzählung angeht, begeistert, wie hier, bei allem komödiantischen Grundton, durchaus ernst in die schattenreiche Geschichte Chiles geblickt wird. Entscheidender für gloria_320die große Wirkung aber ist Hauptdarstellerin Paulina García. Auf der Berlinale bekam sie völlig zu Recht den Silbernen Bären als Beste Hauptdarstellerin. Sie dominiert den Film von der ersten Einstellung an. Regisseur Sebastián Lelio ließ sie gewähren. Er weiß um die Stärken seines Stars. Sofort fällt auf, dass Paulina García Denken zeigen kann. Zu Beginn des Films beispielsweise steht sie als Gloria an einer Bar. Sie trinkt, sie schaut zur Tanzfläche, sie hält Ausschau. Und als Zuschauer sieht man, was in der Figur vorgeht, spürt, dass sie nur oberflächlich entspannt ist, hört sie innerlich fluchen, weil offenbar mal wieder kein Kandidat für eine Zweisamkeit da ist. Ein anderes Mal singt sie laut und fröhlich – und man sieht und hört, wie traurig sie ist.

Dem Regisseur und seiner Hauptdarstellerin gelingt es, das Porträt einer Frau, die ihr Leben noch einmal neu gestalten möchte, geschickt mit dem Porträt einer widerspruchsreichen Gesellschaft zu verweben. Dabei begeistert Glorias Entwicklung zu einem starken, selbstbewussten Charakter, eine Entwicklung die von A bis Z glaubwürdig wirkt. Man verlässt das Kino absolut beschwingt.

Peter Claus

Gloria, von Sebastián Lelio (Chile/ Spanien 2012)

Bilder: Alamode (Filmagentinnen)