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Wir haben es geahnt, und gefürchtet: „The Artist“ hat Folgen. Aus Spanien nun also – stumm und in Schwarz-Weiß: „Blancanieves – Ein Märchen von Schwarz und Weiß“. Doch siehe da: ein Hochgenuss.

Die Schneewittchen-Adaption von Autor-Regisseur Pablo Berger wurde in Spanien schon mit einigen Preisen ausgezeichnet und jüngst in Berlin auf dem 2. Festival des Spanischen Kinos geradezu frenetisch gefeiert. Ein guter Start fürs schon begonnene Rennen um den „Oscar“. Berger gelingt es, Schneewittchen und Stierkampf zu vereinen, populär zu erzählen, und dabei hohen Ansprüchen an künstlerische Eigenart zu genügen.

blanca_320Die Story hat er Anfang des vorigen Jahrhunderts angesiedelt: Schneewittchen ist die Tochter eines berühmten Toreros. Die Mutter starb bei der Geburt des Kindes. Und diese Stiefmutter ist derart abgründig böse, dass selbst die Gebrüder Grimm das große Zittern kriegen würden…

Mit spürbarer Lust agierende Schauspieler, darunter die legendäre Ángela Molina als Großmutter, geben der herrlich überzogenen Mär eine verblüffende psychologische Klarheit und eine wohltuend unkitschige Romantik. Wenn Schneewittchen schließlich bei Zwergen landet, die ihr Geld als Stierkämpfer verdienen, schwelgt man im siebten Kino-Himmel.

Übrigens: Berger hat sein Projekt lange vor „The Artist“ entwickelt. Doch die Geldgeber zögerten. Erst der Welterfolg des französischen Stummfilms half Berger, seinen Traum von einem Film zu realisieren. Man darf ihn also auf keinen Fall als Epigonen schelten.

Peter Claus

Blancanieves – Ein Märchen von Schwarz und Weiß, von Pablo Berger (Spanien 2013)

Bilder: AV Visionen (24 Bilder)