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Es gibt Filme, deren Story ist so unsagbar kitschig, dass man es kaum aushält – und doch schwärmt man für sie.  Der  Klassiker dieser Art ist wohl „An Affair to Remember“ mit Deborah Kerr und Cary Grant, eine wirklich tränentreibende Schnulze. Doch die stilvolle Inszenierung und das großartige Schauspiel halten selbst hartgesottene Zuschauer fest im Kino- oder Fernsehsessel. Und genauso ist’s auch hier.

Regisseur Jason Reitman hat Joyce Maynards Roman „Der Duft des Sommers“ adaptiert. Ein Buch voll unsagbar triefendem Schwulst. Wie einst Clint Eastwood 1995 im Falle von „The Bridges of Madison County“ ist ihm eine verblüffende Veredelung gelungen. (Schon Hitchcock behauptete ja, dass die LaborDay320schlechtesten Bücher die besten Vorlagen für Filme liefern würden!) Reitmans Regie und das Spiel von Kate Winslet und Josh Brolin verwandeln tatsächlich Sch… in Gold.

Die Story ist hahnebüchen: 1987 flieht der verurteilte Mörder Frank (Josh Brolin) aus dem Knast und versteckt sich in einem Provinznest bei der alleinerziehenden Mutter Adele (Kate Winslet) und deren halbwüchsigem Sohn (zunächst von Gattlin Griffith, dann von Tobey Maguire verkörpert). Frank und Adele verlieben sich ineinander. Es entwickelt sich eine Lovestory von höchster Intensität. Doch das kann natürlich nicht lange gut gehen. Schließlich wird fiebrig nach Frank gesucht. Melodramatik pur. Die Hauptdarsteller suggerieren mit ihrer Intensität eine Wahrhaftigkeit, die dem Plot absolut nicht gegeben ist. Doch man kauft ihnen das Tosen der Emotionen ab – und versinkt darin. Man will, dass die Beiden zusammen kommen. Der Taschentuchverbrauch ist enorm. Wenn so schön serviert, ist Heulen im Kino einfach nur herzerfrischend.

Peter Claus

Labor Day, von Jason Reitman (USA 2013)

Bilder: Paramount