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Ein Psychothriller zur schon oft variierten Thematik von einander (scheinbar, wirklich) unbekannten Doppelgängern, die sich zufällig (scheinbar, wirklich?) begegnen.

Der Plot beruht auf dem berühmten Roman „Der Doppelgänger“ vom portugiesischen Nobelpreisträger José Saramago („Die Stadt der Blinden“). Die Adaption ist allerdings sehr, sehr frei. Selbst, wer die Vorlage kennt, kommt kräftig ins Grübeln. Von der Story darf vorab so gut wie nichts verraten werden. Gelangweilter Intellektueller (Jake Gyllenhaal), dem nicht mal mehr der Sex mit der schönen Freundin (Mélanie Laurent) Genuss bereitet, entdeckt jemanden, der ihm ähnlich sieht und sogar so spricht wie er selbst. Es kommt zu einer Begegnung – und damit zu allerlei Wahnsinnigem…

enemy-teaserRegisseur Denis Villeneuve und sein Drehbuchautor Javier Gullon verstehen sich bestens darauf, den Zuschauer zu verwirren. Entscheidendes Motiv, das immer wieder auftaucht: eine Spinne. Aber was heißt das? Ist da jemand im Spinnennetz einer Intrige gefangen? Hat sich jemand in einer Welt des Wahns eingesponnen? Oder locken uns die Filmemacher in eine Netz der Lust, des Lasters und des Leidens?

Eins sei verraten: Hier ist es sehr gut möglich, dass drei Menschen den Film gemeinsam sehen und am Ende jeder von ihnen eine andere Geschichte aufgenommen und ein anderes Finale dieser Story parat hat. Man denkt an David Lynch und dessen Filme, die ja auch immer auf die Assoziationen jedes einzelnen Betrachters bauen, die immer zwischen Wahn und Wirklichkeit changieren. Da überrascht es auch nicht, dass Lynchs (zeitweise) Ikone, Isabella Rossellini, auftaucht. – Großes Kino für all jene, die das Uneindeutige lieben – als das Leben und nichts als das Leben.

Peter Claus

Enemy, von Denise Villeneuve (Kanada / Spanien 2013)

Bilder: © Capelight Pictures