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Spannende Liebesgeschichten im Kino sind fast immer Liebeskummergeschichten. So ist es auch in diesem Fall. Da treffen sich zwei Männer, ein Deutsche und ein Brasilianer, sie verfallen einander, sie versuchen gemeinsam ein Leben aufzubauen, in Deutschland, doch wirklich glücklich werden sie nicht. Familiäre Verpflichtungen des einen und das scheinbar totale Ungebundensein des Anderen, Ängste, Zweifel und Mutlosigkeit stehen dem Glück im Wege. Am Ende ist’s wie am Anfang: Alles ist offen. Wobei: Am Anfang steht ein großes Drama – der unerwartete Tod eines Menschen. So hart kommt’s nicht wieder. Aber auch die kleinen Katastrophen schlagen Wunden …

Der Film macht’s einem schwer. Erklärungen gibt es keine. Man muss genau hinsehen, um mitfühlen zu können. Denn Dialoge voller Erklärungen gibt es (wunderbar!) nicht. Regisseur Karim Aïnouz hat mit dem Brasilianer Wagner Moura und dem Deutschen Clemens Schick zwei Hauptdarsteller, die viel, sehr viel, mit ihren Gesichtern und mit ihren Körpern ausdrücken können. Das führt zu einigen überaus intensiven Szenen, in denen man als Zuschauer geradezu mitleidet, weil man das Gefühl hat in die Figuren hineinzuschlüpfen. Dann aber halten einen wohl bewusst spröde szenische Arrangements auf Abstand. Was oft irritiert. Gelegentlich, vor allem gegen Ende, weiß man manchmal gar nicht mehr so genau, um was es nun eigentlich geht da oben auf der Leinwand.

Gerade das Spröde aber macht den – neben den Akteuren – Film sehenswert. All die Ecken und Kanten haken sich auch fest, man denkt noch Tage nach dem Kinobesuch immer wieder über den Film nach – und damit über den eigenen Anspruch an Leben und Lieben. Vieles bleibt offen, man findet nur wenige Antworten, Fragen türmen sich auf. Plötzlich sind Wirklichkeit und Kunst deckungsgleich. – Beachtlich!

Peter Claus

Praia do Futuro, von Karim Aïnouz (Brasilien / Deutschland 2014)

Bilder: Real Fiction