Sprachedesherzens_680

Dieser Film verwirrt einen erst einmal. Aber dann! Dann öffnet er einem das Herz, so weit, wie nur möglich!

Regisseur Jean-Pierre Améris brachte vor einigen Jahren „Die anonymen Romantiker“ ins Kino, einen komödiantischen Reigen um eine skurrile Lovestory. Dieses Mal schlägt er einen ganz anderen Ton an. Basierend auf Tatsachen, erzählt er die Geschichte der Zähmung eines wilden Mädchens, eines Mädchens, das blind ist und gehörlos.

Ganz leise erzählt Améris, behutsam, sanftmütig. Die Nonne Marguérite (Isabelle Carré) nimmt sich Marie Heurtins (Ariana Rivoire) an. Es ist mühsam, dem geradezu verwahrlosten Mädchen Kommunikationstechniken zu vermitteln. Doch Marguérite ist stur. Sie weiß Gott an ihrer Seite. Schon allein deshalb kann sie gar nicht aufgeben.

Es sind lange Momente der Stille, die den Film prägen, Momente von außerordentlicher Intensität. Die zur Zeit der Dreharbeiten 14-jährige Ariana Rivoire, die tatsächlich taub, aber nicht blind ist, und Isabelle Carré spielen mit herzzerreißender Intensität. Dadurch entsteht eine enorme Spannung, die bis zum Finale, das keinerlei Erwartungen entsprechen dürfte, anhält. Man verlässt das Kino perplex, berührt, bestens gelaunt. Beim Festival von Locarno gab’s dafür – völlig zu Recht! – den begehrten Publikumspreis.

Peter Claus

Bilder: Concorde

Die Sprache des Herzens, von Jean-Pierre Améris (Frankreich 2014)