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Fans haben darauf gewartet: eine autorisierte Film-Biografie von Kurt Cobain. Sie beruht vor allem auf Archivbildern und -filmen, Kurt Cobains Tagebuchnotizen und seinen Songtexten. Nur wenige Statements, etwa von Courtney Love, Kurt Cobains Witwe, ergänzen das daraus entstehende Porträt. Und das ist nicht nur für seine Fans aufschlussreich. Denn dem Film gelingt es, die enorme Gedankenwelt des vor zwei Jahrzehnten durch Suizid umgekommenen Künstlers zu reflektieren, was natürlich zu einer Reflexion gesellschaftlicher Entwicklungen in der sogenannten westlichen Welt nach sich zieht. Cobain wird hier nicht als Opfer zwischen Genie und Wahnsinn stilisiert, sondern als „Kind seiner Zeit“. Besonders aufschlussreich ist das, wenn man sich diese Doku im Zusammenhang mit Oskar Roehlers bisher letztem Spielfilm „Tod den Hippies – Es lebe der Punk!“ ansieht. Zeigt Roehler die zerstörerische Kraft von Selbstverliebtheit in der westdeutschen Profitgesellschaft der 1980er Jahre, so blickt Brett Morgen in die USA, etwa ein Jahrzehnt später. Wie schon mehrfach, etwa in „The Kid Stays In The Picture“ und „Crossfire Hurrican“ verliert er sich dabei nicht in Äußerlichkeiten, sondern dringt tief in die Materie und in die von ihm porträtierten Persönlichkeiten ein, was zwangsläufig zu facettenreichen Gesellschaftsbildern führt.

Peter Claus

Bilder: Arts Alliance

Cobain: Montage of Heck, von Brett Morgen (USA 2015)