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Laut Wikipedia haben Egoyans Eltern seinen Vornamen aus Anlass des Baus des ersten ägyptischen Atomreaktors gewählt. Genauso wie das Kernspaltmaterial hat wohl auch Atom Egoyan eine Halbwertzeit. Nach Ararat (2002) kamen seine Filme nicht über gutes Mittelmaß hinaus. Der Namensgeber von „The Adjuster“ wird von Elias Koteas gespielt, anscheinend der Lieblingsdarsteller von David Cronenberg und Atom Egoyan. Er mimt den Versicherungsschätzer Noah Render, der sehr wohlwollend mit dem Geld der Versicherung umgeht. Er kümmert sich um die Opfer von Wohnungsbränden, steht ihnen bei. Seine Frau „schätzt“, sie zensiert pornographische Filme für eine Kontrollbehörde. Sie wacht über moralische Werte. Und so wie ihr Mann, teilt auch sie gern. Hera zeichnet die Filme mit ihrer Videokamera auf, damit ihre Schwester, mit der sie Alles teilt, ihren voyeuristischen Trieben nachgehen kann. Noch befremdlicher scheint, daß die Familie Render in einer noch unbebauten Landschaft ein Musterhaus bewohnt in dem selbst die Bücher bloße Attrappen sind. Egoyans Film stellt Wertefragen in vielerlei Beziehung. Zuweilen nimmt „The Adjuster“ Lynch’e Züge an, jedoch mit mehr Kontrolle und nicht ganz so tief abgründig. Das verstörende, unwirkliche Werk ist nie in Deutschland erschienen. Um das hervoragende Schauspiel von Elias Koteas genießen zu können, muss man in Großbritannien einkaufen, und das Fehlen von Untertiteln verschmerzen.

Andre Thaetz

The Adjuster aka Der Schätzer (Kanada 1991, Regie: Atom Egoyan)


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