Christen und Moslems in einer Gemeinschaft? Krise! Das muss aber nicht sein. Jedenfalls nicht, wenn sich die Menschen die Weisheit der Frauen in dieser launigen Komödie zu eigen machen. Die Geschichte, die sich aus vielen kleinen und kleinsten Geschichtchen zusammensetzt spielt in einem Dorf in einem nicht genau bezeichneten Land im Nahen Osten.  Zwischen den Religionsgruppen kommt es zu Spannungen, als sich die Lage draußen im Land verschärft. Die Minen, bisher allein ums Dorf herum, drohen nun auch hier, wo Moschee und Kirche nur ein paar Schritte voneinander entfernt stehen, zu explodieren. Die Männer jedenfalls sind auf Gewalt programmiert. Anders die Frauen. Klug, wie sie sind, setzen sie auf Mutterwitz. Und siehe da: Es könnte doch auch alles anders verlaufen als meist gewohnt!

Die aus dem Libanon stammende Autorin, Regisseurin und Schauspielerin Nadine Labaki, deren „Caramel“ in bester Erinnerung ist, setzt auf Lachen und Herzensgüte. Ihre einige ernste Töne anschlagende Komödie erzählt, ganz klar, ein Märchen, manifestiert einen Wunschtraum. Das Grauen, das etwa derzeit aus Syrien via Fernsehen um die Welt geht, spielt bei ihr keine wirkliche Rolle. Allerdings hütet sie sich auch vor simplen Verniedlichungen, indem sie durchweg mit ihrer leichtfüßigen Inszenierung das Märchenhafte der Geschichte betont.

Antiken Vorbildern folgend machen die Frauen dem Irrsinn ein Ende, indem sie sich den Männern entgegen stellen – jedoch nicht militärisch, sondern listig. Sie zerstören die Lautsprecher des Dorf-TV, damit die Mannsbilder keine gewaltdurchtränkten Nachrichten mehr erreichen, sie setzen auf Erotik durch Stripperinnen, mischen Berauschendes oder benebelndes ins Essen, damit die Kerle außer Gefecht gesetzt werden. So wie die Frauen in der Geschichte, Verschiedenstes nutzen, mixt Nadine Labaki Elemente verschiedener Genres wild und fast zügellos, vor allem Musical, Tragödie, Komödie. Als Europäer mag man erst einmal denken, dass den Spannungen so wohl kaum beizukommen sei. Immerhin: der Film setzt Hoffnung in die Welt, dass dem doch so ist. Ein erster, klitzekleiner Schritt. Aber immerhin: ein Schritt!

Peter Claus

Wer weiß, wohin?, von Nadine Labaki (Frankreich/ Libanon 2011)

Bilder: Tobis