Der Brite Stephen Fry ist hierzulande vor allem als Komiker bekannt. In dieser launigen Doku outet er sich nun als Musik-Experte, genau, als Wagnerianer.

Stephen Fry erzählt, zum Beispiel über seine kindliche Lust an Wagners Wucht. Und dann nimmt er uns mit auf eine Touri-Tour durch Europa, an Wirkungs- und Wohn- und Wahnstätten Wagners. Fry schwadroniert. Und die Bilder schwelgen. Neues zu Wagner? Fehlanzeige! Aber: Der Unterhaltungsfaktor ist enorm. Der Film ist ein Nichts, aber ein wundervolles, charmant, komisch, amüsant – zwischen Schweizer Schönheit und Russischer Rustikalität. Das Schönste: Man muss kein Wagner-Verehrer sein, um den Film zu genießen, man darf Wagners Musik sogar hassen. Gut, dass nicht nur Amüsement geboten wird. Wagners persönlicher Antisemitismus und schließlich die Ausbeutung seiner Kunst durch die deutschen Nazis wird kenntnisreich zur Sprache gebracht. Da drückt sich der Film nicht. Und klar wird: Liebe macht nicht immer blind oder taub. Jedenfalls nicht Stephen Fry.

Peter Claus

Wagner and Me, von Patrick McGrady (England, Deutschland, Schweiz, Russland 2011)

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