Kay (Mery Streep) und Arnold (Tommy Lee Jones) sind seit mehr als dreißig Jahren verheiratet. Glücklich sind sie nicht. Sie langweilen sich miteinander. Gefühle sind ihnen fremd geworden. Da fällt Kay ein Ratgeberbuch von Bestseller-Autor Bernie (Steve Carell) in die Hände. Der offeriert eine Paar-Therapie. Kay bucht eine Woche. Und siehe da: Es könnte damit klappen, sich doch noch einmal so zu fühlen wie damals, als man jung war. Oder doch nicht?

Klingt nach Klamotte – ist eine Klamotte. Aber: Meryl Streep und Tommy Lee Jones veredeln den Film ungemein. Pluspunkt dazu: David Frankel nimmt die Lust der Älteren auf Lustgewinn auch ernst. Selbst wenn es da mal zotig wird, ist es ein Vergnügen. Angehandelt werden in der Therapie Fragen, die wohl niemand, der schon sehr lang in einer eingeschlafenen Beziehung lebt, gern beantwortet: Wie oft haben Sie Sex? Wie tun Sie es am liebsten? Welche geheimen Fantasien haben Sie? Da sitzen wir als Zuschauer plötzlich mit auf der Couch des Seelenklempners. Doch die Hauptdarsteller schubsen uns runter. Deren Klasse ist das A und O. Die zwei kriegen es sogar hin, eine Szene um Oralsex im Kino appetitlich zu gestalten. Sie sorgen dafür, dass wirkliche Gefühle durchschimmern – und sicher auch dafür, dass sich manche und mancher im Parkett fragt, ob es nicht vielleicht doch einmal angebracht wäre, sich diesen oder jenen Rat zu holen.

Peter Claus

Wie beim ersten Mal, von David Frankel (USA 2012)

Bilder: Wild Bunch (Central)