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Als der Goldene Bär am Ende der diesjährigen Berliner Filmfestspiele an Jafar Panahi ging war niemand überrascht. Dass diese Entscheidung fallen würde, hatten Festival-Besucher schon vor Beginn der Filmfestspiele prognostiziert. Das „linke“ Berlin musste allein aus politischen Gründen so entscheiden. Panahi, im Iran mit Berufsverbot belegt, braucht Solidarität.

Zum Glück überzeugt der Film aber auch weitestgehend als Kunstwerk. Und da es ein schwacher Berlinale-Jahrgang war, bekam er den Preis zu Recht. Panahi spielt selbst die Hauptrolle eines Taxifahrers in Teheran. Die Leute steigen ein und aus, mal ist ein Gast allein, mal sind es mehrere. Alles ist fiktiv, wirkt aber meistens dokumentarisch. Wie nebenbei, zwischen den Bildern und Dialogen, wird die gesellschaftliche Lage im Iran reflektiert. Oft sind die Szenen kabarettistisch zugespitzt, die Monologe und Dialoge sind nie platt, die Einschränkungen des Denkens (und nicht nur des Denkens), die den Alltag im Iran bestimmen, werden pointiert gegeißelt. Das ist komisch, regt einen stark zum Nachdenken an, hat Spannung. Gegen Ende allerdings wird der Film zwiespältig: Panahi benutzt dann nämlich seine halbwüchsige, recht kindlich anmutende Nichte als Sprachrohr. Nicht nur fragt man sich, ob er da nicht einen sehr jungen Menschen, der die Dimension seines Handelns und Redens nicht einschätzen kann, missbraucht und einer Gefährdung aussetzt, man fragt sich auch, warum Panahi, dessen Film bis dahin souverän übers glatte gesellschaftliche Parkett Irans schliddert, jetzt plötzlich so, doch, ja, plump arbeitet. Wenn die Nichte von ihrem Schulalltag berichtet, ist das derart vordergründig, das man nur noch den Kopf schüttelt und hofft, sie halte möglichst bald den Mund.

Abgesehen von den Auftritten der Nichte, die in Berlin die Auszeichnung für Panahi entgegen nahm, aber ist „Taxi Teheran“ ein wirklich starker Film, getragen vom Drang nach Freiheit, ohne das falsches Pathos die Oberhand gewinnt. Zudem kann man den Film auch als Reflexion des Kino-Machens an sich verstehen. Digitalkameras und Mobiltelefone und im Taxi fest montierte Kameras liefern Aufnahmen unterschiedlichster optischer Qualität, die in der Montage ein scharfes Bild heutiger Möglichkeiten des Filmedrehens spiegeln. Der daraus erwachsende Reiz setzt sozusagen „noch eins drauf“.

 

Peter Claus

Bilder: Weltkino

Taxi Teheran, von Jafar Panahi (Iran)