Jugend in Deutschland in den 1980er Jahren, fernab der schillernden Metropolen. Autor und Regisseur Till Müller-Edenborn spiegelt eigenes Erleben. Und das spürt man. Der Film atmet eine enorme Wahrhaftigkeit.

Der Auftakt wirkt ungestüm, fröhlich, vorwärtsdrängend, und doch ahnt man als Zuschauer, dass es zu einem düsteren Finale kommen wird. Was an der geschickten Inszenierung und Schauspielführung liegt. Alles mutet doppelbödig an.

Erzählt wird von Freunden: Sebastian (Sebastian Tiede), Hubertus (Ben Münchow), Eddie (Jeremias Kochorz), Buddie (Roland Schreglmann) und die Debbie (Ruby O. Fee) lieben Musik und definieren sich übers Musizieren. Auftritte in kleinen Schuppen sind kleine Highlights. Und dann soll es ganz groß werden. Eine angesagte Rockabilly-Band sucht eine Vorgruppe. Im Radio wird dafür geworben, sich zu bewerben. Also bewirbt sich die Gang. Doch die Väter sind dagegen. Sie haben Angst, die Kinder an die weite Welt zu verlieren …

Rebels heißt die Band. Doch wirkliches Revoltieren ist gar nicht angesagt. Den „Alten“ aber genügt das Signal, um zum Sturm gegen die vermeintlichen Störenfriede zu blasen. Der Ausbruch aus den Konventionen ist damit von vornherein zum Scheitern verurteilt.

Dieses Scheitern wird durchaus differenziert gespiegelt. Wobei der Musik mehr zukommt als illustratives Moment zu sein. Sie schreit die Sehnsüchte hinaus. Die in krassem Gegensatz zum Verhalten der Jugendlichen stehen. Letztlich nämlich sind sie kaum anders als ihre Eltern. Was die Konflikte klug zuspitzt.

Mit Fortschreiten der Handlung rückt ein noch heute weithin unter den Tisch gekehrtes Problem ins Zentrum der Erzählung: häusliche Gewalt. Es wird brutal. Und es wird klar: Mut und Willen allein reichen nicht, um dem Dunstkreis spießiger Erfolgsmuster zu entkommen.

Peter Claus

© farbfilm verleih GmbH

Rockabilly Requiem, von Till Müller-Edenborn (Deutschland 2016)