Isabelle Huppert kann wunderbar zickig sein und stur und kantig. Das darf sie hier. Und sie darf (und kann!) mehr Innehalten, Aufdecken von seelischen Verwundungen, ohne dass sie zu groben Mitteln greifen muss. Kleine Gesten und Blicke sagen bei ihr oft viel – auch Schweigen. Damit gibt sie der Hauptfigur des Films, einer Intellektuellen in persönlicher und beruflicher Krise, ein konturenscharfes Profil – und rettet diesen Film vor der Lächerlichkeit. Die droht, weil die Dialoge oft eine unsagbare Bildungshuberei bieten, so gut wie nie wird geredet, nein, es wird debattiert und philosophiert. Das erstickt das Eigentliche, eine Auseinandersetzung mit existentiellen Fragen an das Leben im Kapitalismus. Schaut man aber ins Gesicht der Huppert, kann man zum Glück einiges über das Wesen des Menschen an sich erfahren.

Peter Claus

Bilder: © Weltkino Filmverleih

Alles was kommt, von Mia Hansen-Løve (Frankreich / Deutschland 2016)